Heisse Quellen und Sumo

Beheizte WC-Sitze sind wir uns in Japan schon gewöhnt (ein Luxusgut, welches in der Schweiz unbedingt standardisiert werden müsste). Jetzt testen wir mal wie heiss die Quellen sind. Nach neun kalten und intensiven Stadtbesichtigungstagen war es nun an der Zeit, sich einen Tag zu entspannen. Unser Ziel hiess Kinosaki und liegt an der Nordküste von Westjapan. Dieses kleine idyllische Dorf ist berühmt für sein Krabbenfleisch und seine sieben Onsen (heisse Quellen). Um den Wellnesstag abzurunden, checkten wir in einem traditionellen Ryokan (japanisches Gästehaus) ein. Der Boden in unserem Raum ist traditionellerweise aus Reisstroh angefertigt und war gleichzeitig Wohn-, Ess- und Schlafzimmer. Unsere Gastgeberin erklärte uns, mit knappem englisch, wie man eine Yukata (traditionelles japanisches Kleidungsstück) anzieht, schenkte uns einen Tee ein und verabschiedete sich verneigend aus dem Zimmer. Unerfahren mit dem Tragen der Yukata, stand die Frage im Raum, ob man darunter „unten ohne“ ist oder nicht? Ohne im Internet eine genaue Antwort gefunden zu haben, hiess es: raus aus den Klamotten und rein in die Yukata. Die Onsen warteten.

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Die sieben Quellen sind im ganzen Dorf verteilt und das Ziel ist es, alle einmal ausprobiert zu haben. Ausgestattet mit einem Tagespass für alle Onsen und einem Dorfplan suchten wir unseren ersten Entspannungsort. Unsere ersten Schritte waren noch etwas zaghaft. Denn, wir versuchten herauszufinden, wie man mit den Getas (Holzsandalen) einen sicheren Tritt findet, ohne zu stürzen 😄.

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Die Onsen waren getrennt nach Geschlechter und Andrea und ich verabschiedeten uns für die nächsten 30 Minuten. Ich hatte mich zwar im Reiseführer über das Onsenverhalten informiert, doch die genaue Prozedur war mir unbekannt. Also, machen wir es denn Locals nach und ich folgte einer Vierergruppe durch den Eingang. Zuerst zog man sich nackt aus und verschloss alles in einem Schliessfach. Ausgerüstet mit einem kleinem Handtuch gings zuerst zur Dusche, bei der man auf einem Plastikhocker sitzt und sich wäscht. Da ich nicht wusste, wie es weiterging musste ich mich mit dem Handtuch schrubben bis die Vierergruppe fertig war. Dies dauerte eine Weile und inzwischen hatte ich mir die Haare dreimal gewaschen und beinahe meine ganze Bräunung abgeschrubbt 😂.
Der nächste Schritt war der Gang zum ersten heissen Becken. Die Japaner scherzen nicht, bei der Bedeutung von „heisse Quelle“. Das Wasser ist um die 47 Grad heiss und sorgt bei manchen Leute für leicht rote verbrannte Haut, welche sich aber schnell wieder erholt. Dann gings wieder zum Schrubben und dann wieder in eine Aussenquelle, wo man beliebig lang drin sitzen bleibt. Am Schluss duscht man sich wieder auf dem Plastikhocker und geht sich wieder anziehen.

Jeder Onsen ist einzigartig mit eigener Note. So badeten wir in einer Höhle, einem Steinbad oder in einfachen Holzwannen. Und immer wieder hiess es; sich schrubben, baden, anziehen und weiter spazieren. Interessanterweise waren wir die einzigen nicht-Japaner im Dorf und erlebten also die japanischen Touristen ganz unter sich.

Als es eindunkelte war es Zeit fürs Znachtessen. Die Ryokan sind dafür berühmt und unsere Sinne wurden regelrecht verwöhnt. Um 19 Uhr klopfte es an der Tür und eine Ryokanmitarbeiterin kam mit einem Riesentablett ins Zimmer hinein. Auf unserem Kniehohen Tisch wurde fünf Minuten lang an- und aufgetischt. Nach dem alles perfekt vorbereitet war, verliess sie das Zimmer und Andrea und ich starteten unser Festessen! 😋

Nach dem Gau,enschmaus beendeten wir die Onsentour und kamen gegen 23 Uhr ins Hotel zurück. Inzwischen war unser Essraum mittels Matratze, Kissen und Decken, bereits in ein Schlafzimmer verwandelt worden. Entspannt und gewärmt, wie selten zuvor in Japan, schliefen wir ein.

Die nächste Destination hiess Osaka. Eine Millionenstadt, die vor allem fürs Essen berühmt ist. Und sie wurde dem Ruf gerecht. Wir probierten querbeet durch die vielen Spezialitäten. Tempura, Takoyaki, Yakiniku und den Klassiker Sushi-Train 😃.

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Um in Japan essen zu gehen, muss man sich ein wenig vorbereiten. Auf der Strasse etwas zu finden, worauf man wirklich Lust hat, ist Glücksache. An jeder Ecke gibt es zwar Schnellimbissbuden, welche ihre Gerichte als Wachsfiguren im Schaufenster präsentieren. Doch die richtig guten, spezialisierten Lokale, hat man als nicht-Japaner schnell übersehen. Sie gleichen meistens einem traditionellen Haus und haben eine schmale Fahne mit japanischen Zeichen über der Eingangstüre. Und wenn man doch eines gefunden hat, dann ist alles auf Japanisch. Deshalb schauen wir immer im Tripadvisor nach oder lassen uns vom Backpacker-Staff gleich eines empfehlen/reservieren!

In Osaka stand aber ein weiteres Highlight auf dem Programm, für welches wir hauptsächlich angereist sind. SUMŌ! In Osaka findet nämlich eines der sechs jährlichen Turnieren in Japan statt, welches sich über mehrere Tage hinzieht. Der Turniertag beginnt jeweils am Morgen früh, doch richtig interessant wird es von 15:00 bis Turnierende 18:00 Uhr. Somit ergatterten wir kurz vor drei Uhr nachmittags auch ein Ticket und freuten uns auf die Crème de la Crème der obersten Sumō-Liga. Nach einer kurzen Zeremonie, bei welcher alle Sumōtori (Sumō-Kämpfer) mit Namen, Anzahl Siege/Verluste vorgestellt wurden, wurde der Ring für die oberste Klasse freigegeben.

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Sumō ist ein ähnlicher Sport wie unser Schwingen. Der Gegner muss entweder aus dem sandbedeckten Kreis gedrängt werden oder man versucht ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, dass dieser mit einem anderem Körperteil als die Füsse den Boden berührt. Vor jedem Kampf findet eine fünfminütige Zeremonie statt, die für Laien, eher wie ein Einwärmen oder ein leichtes „Dehnen“ aussieht 😴. Und auch wenn die Sumōtori zwar etwas schwerfällig aussehen, so sind sie extrem beweglich und nicht wenige können sogar den Spagat! Ein kurzes Verneigen der beiden und dann geht es los. Zwei 150 Kilo-Kolosse aus Muskeln und anderem Körpergewicht prallen blitzschnell aufeinander. Der Kampf ist sehr spektakulär auch wenn sehr kurz. Viele der Begegnungen endeten bereits nach wenigen Sekunden. Einige der Kämpfer wurden sogar aus der kleinen erhöhten Arena auf die Ränge der Zuschauer geschleudert. Diese sind sich jedoch dieser Gefahr bewusst und machen sich jeweils schnell aus dem Staub.

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Interessanterweise sind die japanischen Sportler in der höchsten Klasse nicht mehr nur unter ihresgleichen. Etwa die Hälfte der sehr gut entlöhnten Sumōtori kommen aus dem Ausland. Unter anderem aus der Mongolei oder aus Russland. Denn auf der Welt gibt es nur eine offizielle Sumōliga und die ist in Japan. So werden die Truppen etwas bunter und behaarter.

Nach dem grossen Sumō-finish gings dann noch in den genial eingerichteten Starbucks und wir genossen die Atmosphäre des Schmelztiegels Osakas. Die Dōtonbori Strasse. Schrill, übervoll und mit guten Restaurants und interessantem „Fisch“( gäll Räffi) 😂.
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