Eine verlorene Stadt

Nach einer etwas kurzen Nacht fuhren wir mit einem Minibus nach Santa Marta, welches vier Stunden nordöstlich von Cartagena entfernt liegt. Auch in Santa Marta war es extrem heiss und so begaben wir uns nach dem Einchecken möglichst schnell in ein kühles Lokal und bestellten einen frischen Fruchtsaft. Nach einem leckeren Nachtessen in einem Fischlokal machten wir uns auf den Retourweg zum Hotel, wo es noch einiges zu tun gab! Denn am nächsten Tag sollte unsere viertägige Wanderung zur Ciudad Perdida (verlorene Stadt) starten. Hmm, was muss mit, was lassen wir im Hotel? Im Nu war unser Tagesrucksack voll und wir somit startklar!

Am nächsten Tag wurden wir um zehn Uhr abgeholt und lernten kurze Zeit später auch unsere Wandergenossen/genossinnen kennen: Mylene und ihr Vater Georges aus Frankreich, Whitney und Mara aus Australien und Italien, Courtney aus Amerika sowie Alberto und Beto, die zwei Guides! Nach einer 2.5 stündigen Autofahrt und einem Mittagessen, wanderten wir schliesslich los. Schon nach einem kurzen Stück wechselten wir unsere bereits verschwitzen Kleider zur Badehose und zum Bikini und sprangen in den kühlen Bach. Herrlich! Doch es sollte noch anders kommen. Denn kurze Zeit nach der Abkühlung waren wir schon wieder bachnass und am keuchen. Es ging nur noch bergauf…und wollte nicht mehr aufhören! Oben angekommen, konnten wir dann endlich wieder einmal aufrecht stehen, eine Orange geniessen und durchatmen!

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Der Weg führte uns weiter und weiter, meistens jedoch mehr oder weniger geradeaus und bergab. Nach drei Stunden kamen wir in unserem „Camp“ an. Und wie gross war die Freude als wir merkten, dass wir in einem Bett und nicht in der der Hängematte (1. Nacht sollte in der Hängematte sein) schlafen werden! Die kalte Dusche war dann Nebensache 😊. Nach dem feinen Znacht wurde es sehr schnell dunkel und da wir wussten, dass es am nächsten Tag früh losgehen würde, gingen wir um sieben ins „Bett“ (Openair mit Moskitonetz und Froschgequake).

Die Wanderung am zweiten Tag sollte sechs Stunden dauern und so ging es bereits um sieben Uhr los. Bergauf, bergab, über Stock und Stein, durch Flüsse und dann noch durch strömenden Regen mit Schlamm und rutschigen Steinen. Als wenn die Wanderung nicht schon genug streng gewesen ist! Völlig durchnässt und durchfroren kamen wir im zweiten Camp an. Die kalte Dusche half da auch nicht wirklich viel 😳. Was uns dann aber wieder ein Lächeln aufs Gesicht zauberte, waren die Popcorns vor dem Znacht 😋. Um sieben Uhr lagen wir bereits im feucht-kalten Openairdormitory-Bett. Nicht gerade angenehm! Aber immer noch Tausend Mal besser, als in der Hängematte zu übernachten! Am nächsten Morgen ging es wieder um sieben Uhr los….mit nassen Kleidern am Körper. Doch eigentlich spielte es gar keine Rolle, denn nur kurze Zeit später waren wir wieder am schwitzen. Die Treppen rauf zur Ciudad Perdida waren anstregend; der Ausblick von oben auf die Täler mit seinen saftig grünen Wäldern danach um so schöner!!! Juhui, es war geschafft!

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Die Ciudad Perdida ist neben Machu Picchu eine der grössten wiederentdeckten präkolumbischen Städte Südamerikas. Die Ruinenstadt liegt ca. 40 km südöstlich von Santa Marta inmitten der Sierra Nevada de Santa Marta im oberen Tal des Río Buritaca, bedeckt eine Fläche von ca. 2 km² und besteht aus etwa 200 ovalen und runden Terrassen, die teils durch steile, teils durch ebene Steinwege miteinander verbunden sind. Der Grossteil der Stadt wurde zwischen dem 11. und 16. Jahrhundert errichtet und erst 1975 wurde die „verlorene Stadt“ durch Grabräuber wiederentdeckt und geplündert. Danach wurde während der Boomzeit (1960-1980) des Cannabis in der Region auf den Plattformen der Stadt Marihuana angebaut. Ein Jahr später entsandte die kolumbianische Regierung eine archäologische Expedition, die die Stadt vor weiterer Zerstörung schützen sollte.

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Die Sierra Nevada de Santa Marta und das benachbarte Tiefland sind seit Jahrtausenden bewohnt. Bei der Ankunft der Spanier im frühen 16. Jahrhundert waren die Region um Santa Marta herum und die nördlichen Ausläufer und Abhänge des Massivs von Tairona-Indianern besiedelt. Im Jahre 1600 wurden die Tairona von den spanischen Truppen endgültig besiegt. Die Überlebenden, zusammen mit den Überlebenden anderer Stämme, flohen in das festungsähnliche Gebirge, während für die spanischen Kolonisten andere Regionen von größerem Interesse waren.

Heute leben noch immer mehrere Tausend Kogis in dieser Region, in sehr simplen Hütten und in seeehr einfachen Verhältnissen.

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Kleider trocknen 😊

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und hungrige Vögel

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Und nun die ganze Wanderung wieder retour! Uffff…..! Nach drei Nächten im Freien und 44 Kilometer mehr in den Beinen, kamen wir überglücklich, dass wir es geschafft haben, wieder in Santa Marta an. Jetzt war zuerst Mal Kleiderwaschen und ausspannen angesagt. Denn am nächsten Tag hiess es bereits wieder: Turnschuhe an und los gehts mit Wandern. Unser Ziel hiess: Gabo San Juan im Tayrona Nationalpark. Am Eingang mussten wir unsere Nationalität angeben und wurden sogleich gefilzt. Denn der Soldat meinte nur: „Suiza! Where is your Swiss Army Knife?!“ Denn Messer sind im Park verboten und wir hatten Glück, dass Chrigi sein Sackmesser sehr gut verstaut hatte 😃. Nach einem dreistündigen Hike, vorbei an neugierigen Affen und farbigen Echsen und mit einem Schoggibrötli im Bauch, schliefen wir dann auf einem Campingplatz mitten im Grünen und haben dort sogar noch Mylene und Georges angetroffen 😊.

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Am nächsten Tag übernachteten wir im „chilligen“ Palomino, mieteten dort mit Luft gefüllte Ringe und liessen uns den Fluss runter treiben. Naja, so richtig toll fanden wir das dann doch nicht und kalt wurde es, ohne Sonne am Himmel, auch noch.

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Für eine weitere Nacht kehrten wir nach Santa Marta zurück. Denn ab dort ging unser Flug nach Medellin, in die ehemalige gefährlichste Stadt der Welt und ehemaligen Wohnsitzes von Pablo Escobar. Er wurde, durch gross angelegten und erstmals in der Kriminalgeschichte industrialisierten Drogenschmuggel, zu einem der reichsten Menschen der Welt. Allgemein wird er als einer der mächtigsten und brutalsten Drogenhändler angesehen, die es je gegeben hat. Seit Escobars Tod im Jahre 1993, „erholte“ sich die Stadt Medellin von Jahr zu Jahr und wurde 2012 zur innovativsten Stadt Südamerikas gewählt. Medellin verfügt als einzige Stadt Kolumbiens über eine Hochbahn (eröffnet 1995), die die Stadt mit ihrer Umgebung verbindet und auch zwei Seilbahnlinien zu den Armenvierteln Santo Domingo und San Javier betreibt.

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Chrigi und ich genossen den Ausblick von Santo Domingo und besuchten den grossen Platz, auf welchen Boteros (kolumbianischer Maler und Bildhauer) Bronzeskulpturen stehen.

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Zudem wurden wir wieder einmal „Opfer“ eines versuchten Diebstahls (Philippinen lässt grüssen). Beim durch die Stadt schlendern, bemerkte ich plötzlich, wie jemand von hinten meine Tasche öffnete. Blitzschnell drehte ich mich um und blickte in das Gesicht einer jungen Frau. Ich schrie sie reflexartig auf Schweizerdeutsch an: „Gohts öberhäupt no“! Doch sie liess sich nichts anmerken. Erst als ich ihr auf den Arm schlug, zuckte sie zusammen und rieb ihren Arm (hat ihr wohl wehgetan)! Ganz langsam drehte sie sich um und ging davon. Hey näi! Mein Puls war danach lange auf 180 und im Nachhinein kann sie froh sein, habe ich nicht noch fester gehauen! Jawohl!
Die Abende in Medellin verbrachten wir jeweils mit Stephan und seinem Kollegen Markus. Stephan kannten wir durch Fabi bereits aus Bogota. Zu viert starteten wir am nächsten Morgen, mit dem Jeep von Markus, in Richtung Jardin.

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