Und ja, es war wieder einmal Frieren angesagt! Wir wussten, dass es in Bogota kühler sein wird, doch dass wir mit Hühnerhaut ins Bett gehen müssen, das war wieder eine Umstellung 😊.
Bogota liegt auf 2600 m am Fuss der zwei Kordillerenberge Guadalupe (3317 m) und Monserrate (3152 m). Unser Hostel lag im Gebiet „la candelaria“, gleich neben dem Hotel la vieja suiza mit seiner feinen Schweizer Bäckerei. Und so war der Fall für uns mehr als sonnenklar, wo wir jeweils Zmorgen essen werden 😊. Gleich am ersten Tag gingen wir ins Goldmuseum. Mich persönlich interessierte dieses Museum nicht so. Aus diesem Grund sass ich, nach einem schnellen Durchgang, dann frierend (hallo, wo ist die Heizung?) auf einer Bank und las Reiseführer. Nach dem Museum stärkten wir uns mit einer Ajiaco Suppe (eine sämige kolumbianische Hühnersuppe mit verschiedenen Kartoffelsorten und Maiskolben, die üblicherweise mit Sahne und Kapern garniert wird). 😋 Am späteren Nachmittag machten wir uns auf den Weg zu Fabi (eine Freundin aus der Schweiz), welche momentan für ein Reisebüro in Bogota arbeitet. Nach einer Ralleyfahrt, welche über schlechte Strassen mit riesen Schlaglöcher führte und einer Unterhaltung mit dem Taxichauffeur auf Itagnol (Mix aus spanisch und italienisch), kamen wir sicher an. Zuerst gingen wir mit Fabi ins „Fürobebier“ und dann in ein Restaurant, welches für Ceviche (kleingeschnittener roher Fisch) bekannt ist.
Am zweiten Tag wollten wir mit den Öv’s zur Salzkathedrale nach Zipaquira. Und mit den Öv’s fahren heisst, sich in einen vollen Bus quetschen und hoffen, dass von irgendwoher ein Windchen frische Luft kommt und dass man nicht beklaut wird. Man hört ja immer sehr viel Negatives in Sachen Kriminalität von Südamerika….doch wir fühlten uns weder unsicher noch sahen wir etwas Dubioses.
Wir stellten uns die Salzkathedrale in etwa so vor: Kathedrale in einer Höhle, wo früher Salz abgebaut wurde. Falsch gedacht! Denn die ganze Kathedrale war riesig! Ein Weg führte uns tief ins Innere des Berges, vorbei an grossen Höhlen rechts und links des Weges, grossen Steinkreuzen und Farbenspielen. Am Ende gelangten wir in die „Haupthöhle“, welche mit Bänken ausgestattet ist und jeweils am Sonntag Gottesdienste abgehalten werden.
Zurück in Bogota gab es dann zum Zvieri eine Empanada (gefüllte Teigtasche) und zum Znacht Tamales (ein Mix aus Maismehl, Reis, Kartoffeln, Rüebli, Erbsen, Zwiebeln und Fleisch – alles verpackt in Bananenblätter). Kulinarisch befanden wir uns im Neuland und unser Mini-Wörterbuch konnte uns bei der Übersetzung auch nicht helfen. Also hiess es, neugierig sein und einfach bestellen! Und wir wurden nicht enttäuscht 😋.
Gestärkt mit einem Gipfeli, einem Nussbrötli mit Butter und Gonfi und 2 heissen Schoggis machten wir uns am nächsten Tag auf den Weg zum Fusse des Monserrate. Fabi hatte am Freitag frei und stellte für uns ein Tagesprogramm zusammen und so begannen wir morgens um 8 mit dem Aufstieg. Eigentlich dachten wir, wir werden grosse Mühe mit der Höhe haben, doch da lagen wir falsch. Also kamen wir nach circa einer Stunde oben an und hatten einen super Ausblick auf die riesen grosse Stadt.
Fabi führte uns dann noch in die Welt des „Speziellen“ ein. Zuerst probierten wir Tee aus Coca Blätter (keine Angst, man wird davon nicht high) und danach gab es eine heisse Schoggi, in welche man Käsestückchen tut und dies dann so trinkt/isst/löffelt. Seeehr speziell 😊. Nach dem Abstieg brachte uns ein Taxi zum Blumen-, Früchte-, Gemüse- und „sonstalles“ Markt.
Wir lernten neue Früchte kennen und probierten zum Zmittag dann noch envueltos (Mais und irgendetwas 😊). Später gings weiter zu einem kleinen Hippie-Viertel, wo wir „chicha“ (ein alkoholisches Getränk aus Maisbasis) zu uns nahmen. Es gesellte sich dann noch Stephan, der Arbeitskollege von Fabi, dazu und so wurde schnell noch Bier und Salchipapa (Pommes und gebratene Wurststücke) bestellt. Und der Tag war noch nicht vorbei. Denn am Abend stand noch Tejo spielen auf dem Programm! Von Fabi wussten wir nur, dass noch weitere Personen kommen werden und dass Bier trinken zu diesem Spiel dazu gehört. Mehr verriet sie nicht.
Als wir aus dem Taxi stiegen, hörten wir es schon knallen. Tejo ist eine moderne Version eines südamerikanischen Indianerspieles namens Turmequé. Es wird hauptsächlich in Kolumbien (seit 500 Jahren), aber auch in Ecuador und Venezuela gespielt. Man verwendete dazu eine 0,7 Kg schwere goldene Platte, die sogenannte „turmequé“. Später wurden Stein- und schliesslich Metallplatten benutzt. Im Juni 2000 wurde Tejo vom kolumbianischen Kongress zum Nationalsport ernannt.
Beim Spiel versucht man, eine eiserne diskusförmige Scheibe, den Tejo in den Massen 9 cm × 4 cm, in einen 19,50 m (wir spielten jedoch auf einem kürzeren Feld) entfernten 15 cm durchmessenden Kreis zu werfen und so die dort an dessen Rand aufgelegten dreieckigen Schwarzpulvertaschen zu treffen und explodieren zu lassen. Wenn eine solche Tasche getroffen wird, gewinnt der Einzelspieler oder das Team, unabhängig davon, wer der Mitte am nächsten liegt. Falls keine Tasche explodiert, gewinnt die Person oder das Team, dessen Tejo näher am Kreis liegt. Die Partien werden traditionell von alkoholischen Getränken wie Bier und Aguardiente (Schnaps aus Anis und Zuckerrohr) begleitet. Die Brauereien sind daher die grössten Sponsoren.
Und nach einem feucht-fröhlichen Spiel gingen wir mit unseren neuen kolumbianischen Freunden noch in die Disco! Salsa hier, Merengue da….und wir Europäer waren aufgeschmissen💃. Danke für diesen tollen Tag, Fabi!
Das Taxi brachte uns am nächsten Tag zum Busbahnhof, wo wir in den Bus nach Villa de Leyva stiegen. Dieses Städtchen ist vorallem für seinen grossen Platz bekannt (angeblich der grösste in ganz Kolumbien). Auch wurde es schon früh zum nationalen Denkmal ernannt und so von modernen Bauten wie Büro- und Wohnhochhäusern verschont. Deshalb gibt uns heute Villa de Leiva einen Eindruck von Architektur und Ambiente der kolonialen Zeit. Die nur einstöckigen Häuser mit ihren Ziegeldächern, die Kirche mit ihren massigen und niederen Türmen und das jahrhundertealte Kopfsteinpflaster der riesigen Plaza waren deshalb immer wieder Kulisse für historische Filme. Ein gemütliches Städtchen!
Und es werden Ausflüge hoch zu Ross angeboten 😁. Also sassen wir am nächsten Tag auf dem Rücken von Pferden und schaukelten oder hüpften durch die Gegend. Und für nicht geübte Reiter (für Chrigi das erste, und seiner Meinung nach, das letze Mal) war am nächsten Tag Muskelkater und blaue Flecken angesagt 😂.