Als die chinesische Flugbegleiterin die Passagiere zur Gymnastik aufforderte, staunte ich nicht schlecht, als wir uns inmitten von hochgestreckten HĂ€nden wiederfanden đ. Der Landungsprozess schien damit eingeleitet und kurz darauf hatte unser Flugzeug auch Bodenkontakt im Shanghaier Flughafen. Mit der grossrĂ€umigen Metro erreichten wir innerhalb einer Stunde unser cooles Hostel. Denn zu meiner Freude hing bei der Rezeption bereits der Spielplan der WM mit dem Zusatz âLive at our bar“ đđ.
Am nĂ€chsten Tag schlenderten wir durch die Riesenmetropole und merkten, dass der Himmel von einem grauen Schleier, namens Smog, getrĂŒbt wurde. Unser Entdeckungspaziergang durch die moderne Stadt dauerte bis um 18.30 Uhr. Ab diesem Zeitpunkt ĂŒbernahm dann unser LokalfĂŒhrer das Zepter. Bruce hatten wir im Februar auf den Philippinen getroffen und er lud uns damals ein, uns in der riesigen Metropole herumzufĂŒhren. Als gebĂŒrtiger Shanghaier war natĂŒrlich seine erste Frage: âUnd? Wie findet ihr China und Shanghai?“ Shanghai als Stadt machte einen sauberen Eindruck. Doch die Einwohner haben schon etwas andere Gepflogenheiten… Das Spucken im Tram, Zug oder in den Shops oder das stĂ€ndige GedrĂ€nge ist schon etwas mĂŒhsam. Doch im Allgemeinen sind sie sehr freundlich und die Jungen können dann auch ein zwei Worte englisch oder lieben es, sich mit Westerns zu Fotografieren đ.
Bruce nahm uns gleich in ein bekanntes lokales Restaurant mit und bestellte uns acht Gerichte aus Shanghai. Das Essen war echt köstlich. Es gab zwei Arten von Tofu, Schweinefleisch mit entweder SĂŒss- oder Sojasauce, frittierter Aal, Fischsuppe, Poulet im Essig und Dim Sum. Nebst dem, dass er uns die Zubereitungsarten der Speisen erklĂ€rte, meinte er, dass es normal sei, sehr viel mehr zu bestellen. Wenn nĂ€mlich alles aufgegessen werde, stehe der Gastgeber als geizig da. Und ausserdem wollte er uns so viele lokale Gerichte wie möglich zeigen. Am Ende des Dinners wurde dann doch noch einiges in PlastikbehĂ€lter zum mitnehmen eingepackt. âWĂ€re ja schade ums Essen und seine Frau daheim sei ja im siebten Monat schwanger und immer hungrig đ.
Ein spezielles Thema sind ja die kontrollierten Geburten. In China darf man laut Gesetz nur ein Kind haben. Weil jedoch alle einen Namenserben möchten, wurden in China viele MÀdchen abgetrieben. Da das VerhÀltnis Mann zu Frau bei 100 zu 1 steht, gibt es seit kurzem ein Gesetz, dass es verbietet, im Vorfeld zu wissen welches Geschlecht das ungeborene Kind hat. So, sollte sich die Lage etwas entspannen.
Am Ende des Abends brachte uns Bruce zum „Bund“. FĂŒr mich die beste Attraktion in Shanghai. Auf der einen Uferseite stehen einige alte europĂ€ische GebĂ€ude, welche aus der Kolonialzeit stammen…
… auf der anderen Seite beeindruckt die wunderschöne Skyline mit den neuen Wolkenkratzer!
Am nĂ€chsten Tag hatte ich sogar das VergnĂŒgen, wieder mal Sport treiben zu können. Denn Bruce lud mich zum Nike Asia Headquarter ein, im Firmeninternen Basketballcourt ein paar Körbe zu werfen. Zuerst musste ich aber meine Adidas Schuhe abkleben, da die Securities das Logo des „A-Brands“ auf dem Nike Court nicht dulden đ. ĂberglĂŒcklich, wieder mal Sport getrieben zu haben, kehrte ich mit der U-Bahn ins Hostel retour wo ich Andrea nach ihrem Nichts-Tun-Tag wieder traf. Nach so vielen Monaten zusammen sein, war es schon ein wenig ungewohnt, etwas alleine erlebt zu haben.
Die nĂ€chsten zwei Tage verschlug es uns in die Altstadt von TĂșnxi, welche als Ausgangsort fĂŒr die HuĂĄng ShÄn Wanderung diente. Obwohl wir im Nachhinein eher Treppen laufen, anstatt wandern, sagen mĂŒssen. Denn in China bestehen die Wanderwege nur aus Treppen!
Und doch boten sie einiges an Abwechslung. So „treppten“ wir fast senkrecht an SteilhĂ€ngen rauf, ĂŒberquerten Bergkanten oder liefen inmitten riesiger Felsspalten durch.
Nach tausenden von Treppen und x-hundert Höhenmeter, erreichten wir schliesslich, ĂŒberglĂŒcklich bei bewölktem Wetter die Bergspitze đ .
ZurĂŒck in TĂșnxi genehmigten wir uns wieder ein geniales chinesisches Essen unter Einheimischen. Denn in dieser Region waren wir praktisch die einzigen Westerns und das Essen war voll auf die chinesischen Touristen ausgerichtet đ.
Unser letzter Stopp, bevor wir wieder Shanghai erreichten, war Hangzhou mit seinem grossen Westlake, welchen wir mit dem Bike umrundeten. SpÀter genehmigten wir uns in der schönen Altstadt, nach langer Zeit, wieder einmal ein Glas Wein und freuten uns auf unsere nÀchste Station.