Massengräber und Zerstörung

Nach vier Stunden wilder Minivanfahrt war ich froh, endlich auszusteigen. Nicht weil wir in Phnom Penh angekommen waren. Nein, wir hatten einen Platten und dies aufgrund unseres möchtegern Rallyfahrers, welcher jedes Schlagloch ignorierte und uns im Minivan herumschleudern liess 😥. Der Reifenwechsel bei 40 Grad entsprach auch gleich seinen Fahrkünsten, sodass der Minibus (immer noch vollbeladen mit den Passagieren) beim Reifenwechsel vom Wagenheber flog. Der Ersatzpneu wurde schlussendlich doch noch montiert und erst dann bemerkte man, dass dieser ebenfalls einen Platten hatte 🙈. Was sich wie ein schlechter Witz anhört, ist hier Standard. So nahmen es die Passagiere dem Fahrer auch nicht übel, dass man weitere 30 Minuten auf einen Ersatzpneu warten musste 👍.

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Phnom Penh ist die Hauptstadt Cambodias und hat dementsprechend viele Tempeln, Pagodas und natürlich den Royal Palace. Diesen galt es den nächsten Tag zu besichtigen. Denn die Anlage rund um die Silver Pagoda sei mit dem Royal Palace in Bangkok vergleichbar. Doch nach knapp 30 Minuten, verliessen wir etwas enttäuscht die vielversprechende Attraktion. So setzten wir uns draussen lieber neben junge Mönche hin und fragten sie nach ihrem Haarschnitt 😁.

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Die Hauptsehenswürdigkeiten in der Hauptstadt Cambodias sind sowieso die Killing Fields und das Tuol Sleng (S-21) Gefängnis. Denn in Cambodia fand vor knapp dreissig Jahren eines der grössten Massaker der Neuzeit statt. In drei Jahren, acht Monaten und zwanzig Tagen, wurde unter der Regentschaft der Khmer Rouge zwei bis drei Millionen Cambodianer, ein Drittel der Bevölkerung, umgebracht.

Nach einer Revolte wurde Pol Pot und seine Khmer Rouge beim Einmarsch in Phnom Penh noch bejubelt. Kaum an der Macht, zwang er die Bevölkerung der drei Millionen Hauptstadt, diese unter Androhung der Todesstrafe, zu verlassen. Der Plan funktionierte und Phnom Penh, als einzige schwer kontrollierbare Grossstadt, war innert drei Tagen Menschenleer. Die Familien wurden nach Geschlechter getrennt und in diverse Himmelsrichtungen verteilt. Diese wurden nun versklavt und mussten unter ständiger Angst getötet zu werden, im Feld Schwerstarbeit leisten.

Das neue kommunistische Regime schloss die Grenzen Cambodias, enteignete die Bürger, sprengte die Nationalbank, verbot die Religionen, schloss die Schulen und stoppte den Postverkehr. Intellektuelle, Fremdsprachensprechende oder sogar Brillenträger galten als unerwünscht und überflüssig und wurden meistens sofort ermordet.

Das besuchte Tuol Sleng Gefängnis (S-21) diente dazu, verdächtige Personen zu foltern, falsche Geständnisse zu erzwingen und zu töten. 20’000 Menschen wurden hier, unter schwer vorstellbaren Bedingungen über Monate gefoltert. Die Methoden waren grausam und von einigen gab es sogar noch gemalte Bilder. Selbst die Originalwerkzeuge sind immer noch ausgestellt. In einigen Zellen sah man sogar noch getrockenes Blut und es lief einem schon mal der Schauer den Rücken runter.

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Die Gefangenen, welche die Torturen überlebten und kein Selbtsmord begangen hatten, wurden nach ihrem Geständnis mittels Lastwagen zu den Killing Fields gebracht. Diese waren im ganzen Land verteilt und dienten nur einem Zweck: Die Gefangenen zu töten.

Das Choeung Ek Killing Field gilt heute als die bekannteste Gedächtnisstätte und bietet sogar Führungen an. In diesen Lagern wurden die Gefangenen gleich nach ihrer Ankunft ermordet und in ein Massengrab geworfen. Das makabere dabei ist, dass sie mit den billigsten Werkzeugen erschlagen oder erstochen wurden. So benutzte man Macheten, Äxte, Bambusrohre, Sicheln, Eisenstangen, Hämmer usw. Und dies nur, um keine Bleikugeln zu verschwenden. Noch heute kommen durch das Wetter immer noch Knochen, Zähne und Kleider zum Vorschein.

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Der brutalste Ort ist aber ein Baum neben einem Massengrab. Denn die Babies wurden an den Füssen gepackt und Kopf voran an den Baum geknallt. Denn um sich vor möglichen Racheakten zu schützen, löschte man jeweils die ganze Familie aus.

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An unserem letzten Tag in Cambodia vollbrachten wir eine gute Tat und spendeten für das Dr. Beat-Richner Spital (Kantha Bopha) Blut. Wir waren seit Jahresbeginn die Blutspender-Nr: 474 und 475 😃

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Nach nur acht Tagen in Cambodia hiess es bereits Abschied nehmen. Unser Weg führte via Mekong Delta in einem Privatboot nach Vietnam 😎

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